Aufgasung

Immer wieder werden uns Kaninchen und Meerschweinchen vorgestellt die seit einigen Tagen schlechter fressen, schlapp und müde in der Ecke sitzen und schneller atmen. Bei der Vorstellung in der Praxis fällt meist zuerst der aufgeblähte Bauch des Tieres auf.

Zudem haben die Tiere eine erhöhte Atem- und Herzfrequenz und häufig ist die Körpertemperatur zu niedrig. Um die Bauchöhle besser zu beurteilen machen wir dann zuerst Röntgenaufnahmen. Falls die Tiere aufgegast (Tympanie) sind, sehen wir hochgradige Aufblähungen des Magens. Bei einer Aufgasung handelt es sich um eine lebensbedrohliche Situation, die eine sofortige Therapie verlangt.
Als wichtigstes Therapieziel muss das Tier schnellst möglich wieder zum Fressen gebracht werden, hierzu wird vor allem aktiv Futter durch den Besitzer über mehrere Tage eingegeben (siehe unser Beitrag zum Thema Päppeln).

Zusätzlich werden Medikamente verabreicht:
– schaumbrechende Substanzen, um die Gasblasen aufzulösen
– darmstimulierende Substanzen, um die Vorwärtsbewegung des Futterbreis zu unterstützen
– Probiotika, um die physiologische Darmflora aufzubauen
– Schmerzmittel zur Linderung der Bauchschmerzen
– ggf. Antibiotika, um die gestörte Darmbarriere zu stabilisieren oder ursächliche Erkrankungen zu behandeln
– Infusion zur Kreislaufstabilisation

Außerdem sollte das Tier für einige Tage warm gehalten werden – ohne es zu überhitzen. Das bedeutet, Sie bieten eine Wärmflasche an, von der es sich aber auch entfernen kann.
Bei intensiver medizinischer Versorgung und Abstellung der Ursache sowie Pflege durch den Besitzer können viele Tiere nach wenigen Tagen geheilt werden.

Dr. Ronny Bindl